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Uncharted: Tom Holland ist Nathan Drake – Filmkritik

Macht euch bereit für die nächste Videospielverfilmung. Nach Jahren in der Produktionshölle kommt Uncharted am 17. Februar 2022 tatsächlich endlich in die Kinos, nachdem sowohl hinter als auch vor der Kamera einige Veränderungen vorgenommen wurden.

Ausgetauscht wurden nicht nur der Regisseur, der Hauptdarsteller sowie beinahe alle Nebendarsteller*innen, sondern auch der komplette Plot. Die neue Handlung folgt nämlich nicht mehr der originalen Story, sondern erzählt stattdessen die noch unbekannte Vorgeschichte zu Uncharted: Drakes Schicksal.

Ob all diese Entscheidungen die richtigen waren, ob sich das Werk von Ruben Fleischer überhaupt für Fans der Vorlage eignet und ob ein Besuch auch für solche unter euch empfohlen werden kann, die mit den Spielen nichts am Hut haben, verraten wir euch in unserer Filmkritik.

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Uncharted: Zur Handlung

Die Verfilmung der beliebten Videospielreihe von Naughty Dog präsentiert die Anfänge von Nathan Drakes (Tom Holland) Karriere als Schatzsucher und Glücksritter und erlaubt sich bei vielen Detailfragen so einige Abänderungen, die man wohl als kreative Freiheit interpretieren darf.

Dies bezieht sich unter anderem aber nicht ausschließlich auf das erste Treffen zwischen Drake und Victor Sullivan (Mark Wahlberg), die Hintergrundgeschichte zu Bruder Sam (Rudy Pankow) sowie das erste Abenteuer des Protagonisten.

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Dabei dreht sich die Handlung nun um den Goldschatz des berühmten Entdeckers Ferdinand Magellan, dessen Beute seit 500 Jahren verschollen ist und auf die es der skrupellose Moncada (Antonio Banderas) abgesehen hat.

Um das Gold zu finden, arbeiten Drake und Sullivan zusammen, vor allen Dingen deswegen, weil Letzterer behauptet, dass er wisse, wo sich Drakes Bruder aufhält, der bereits vor Jahren verschwunden ist. Mit Hilfe der undurchsichtigen Chloe Frazer (Sophia Taylor Ali) reisen sie um die Welt, lösen Rätsel und kämpfen gegen Moncadas Handlanger*innen.

Kritik zu der Videospielverfilmung Uncharted
©Sony Pictures Entertainment.

Uncharted: Eine Kritik

Wie bei so vielen anderen Videospielverfilmungen auch stellt sich bei „Uncharted“ die Frage, wer eigentlich die Zielgruppe für dieses Werk sein soll. Fans der Spielvorlage bekommen kaum etwas von dem geboten, was sie kennen und lieben, und alle anderen sehen wahrscheinlich einfach nur einen weiteren Abenteuerfilm á la Indiana Jones.

So gut Tom Holland beispielsweise auch spielt und so sehr sich manch Kinogänger*in freuen wird, den gutaussehenden Mann im Dauertakt ohne T-Shirt bewundern zu können, so wenig hat seine Darbietung letztendlich mit dem Drake aus der Vorlage gemein, sowohl visuell als auch in Sachen Persönlichkeit.

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Dies gilt für beinahe den kompletten Cast, der zur Hälfte aus bekannten Figuren besteht, die sich kaum wiedererkennen lassen, und aus neuen Charakteren, die im Grunde nur wandelnde Klischees ohne Tiefe sind. Dafür aber wenigstens ihr Oberteil anbehalten.

Die Handlung selbst ist ziemlich platt, auch wenn man ihr durchaus anmerkt, dass sie zumindest oberflächlich an die originalen Abenteuer von Nathan Drake angelehnt wurde. Dennoch sprudelt das Werk vor unsinnigen Verrücktheiten, Logiklöchern und Storyfäden, die nie verknotet werden, sondern stattdessen zum Abspann ausgefranst zu Boden hängen.

Der Effekt und der Versuch, dem Publikum große Momente zum Staunen zu bescheren, herrscht hier eindeutig vor und jegliche Versuche, eine stimmige, vielleicht sogar spannende Geschichte abzuliefern, geraten nicht nur in den Hintergrund, sondern auch weitgehend in Vergessenheit.

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Uncharted: Technisch hochwertig

Dennoch wäre es unfair, „Uncharted“ von Ruben Fleischer als dummen Film zu bezeichnen, nettere Worte lassen sich aber nur schwer finden. Weswegen es vielleicht besser ist, sich auf die technischen Aspekte des Werks zu konzentrieren, denn zumindest hier kann die Produktion weitgehend glänzen.

Die Tricktechnik sieht fabelhaft aus und die Actionszenen sind teilweise gut choreografiert und sehr nett anzusehen, auch wenn es manch einen Moment gibt, wo zu oft geschnitten wurde, weswegen die entsprechende Auseinandersetzung zu einem Flickwerk verkommt.

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Gerade dank Hollands guter Performance kann man über solche Mängel aber leicht hinwegsehen und vor allen Dingen in den großen Schlüsselmomenten treffen die Schöpfer*innen hinter der Kamera genau den richtigen Nerv und liefern erstklassiges Popcornkino ab.

Doch sollten geneigte Kinogänger*innen unbedingt darauf achten, das Gehirn auf Durchzug zu schalten, denn manch eine Szene ist so unsagbar blöd, dass es Schmerzen bereiten kann, zu sehr darüber nachzudenken, weswegen sogar der Film solche Momente totschweigt.

Filmkritik zu Uncharted
©Sony Pictures Entertainment.

Pro:

  • Gute Tricktechnik
  • Tolle Actionsequenzen
  • Sympathische Figuren
  • Überzeugende Darsteller*innen

Kontra:

  • Hat kaum etwas mit der Vorlage zu tun
  • Schreckliche Logiklöcher
  • Wenig Handlungstiefe
  • Blasser Bösewicht

Unterm Strich kann man also behaupten, „Uncharted“ ist ein weitgehend oberflächlicher Film, der sich weder Mühe gibt logisch zu sein, noch die Fans der Videospielreihe abzuholen. Dafür überzeugt Fleischers Werk mit sympathischen Figuren, guten Schauspieler*innen und erstklassiger Action.

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Bleibt nur die Frage, wem das genug sein soll, denn wer in einen Film mit den Namen „Uncharted“ geht, will wahrscheinlich auch genau das bekommen und nicht irgendein 08/15-Abenteuer mit austauschbarer Handlung und Charakteren, die sich kaum wiedererkennen lassen.

Heiner Gumprecht

Roter Magier des Lebens und grauer Jedi unter den Gruftis. Liebt alle Formen von Spielen, allen voran JRPGs und Pen and Paper. Cineast mit starken Gefühlen für den Mainstream und Dr. Nova der Philosophie. Ewiger One-Piece-Fanboy.
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