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War Thunder: Rütteln am World of Tanks-Thron?

Gaijin Entertainment hat vor kurzer Zeit mit der Erweiterung "Ground Forces" unbekanntes Terrain betreten und bietet seitdem den Spielern des Free-2-Play-Combat-MMOs War Thunder Landkämpfe mit wuchtigen Panzern. Wir haben uns die Open Beta angeschaut und geben einen Überblick für interessierte Spieler. Wie funktioniert die Steuerung? Taktik oder Rambo? Kann der Panzerkampf mit dem Luftkrieg mithalten? Und natürlich ziehen wir einen Vergleich zum Klassenprimus World of Tanks.

Einstieg

Wie aus dem Nichts konnte Gaijin Entertainment ihr Kriegs-MMO War Thunder etablieren und landete damit einen echten Überraschungserfolg. Ende 2012 startete das Spiel in die Open Beta und konnte bis heute viele Fans für sich gewinnen. Im Gegensatz zu anderen Spielen dieses Genres versucht sich War Thunder mit einem realistischen Gameplay und setzt weniger auf schnelle Action. Mit den Modi "Realistische Schlachten" und "Simulator-Schlachten" bietet das Spiel auch für Flug-Enthusiasten eine echte Herausforderung. Man kann als Flieger unter zahlreichen Flugzeugmodellen der Tier-Stufen 1 bis 5 wählen und entscheidet vor jedem Kampf, welche Nation man vertreten möchte. Vorhanden sind: USA, Japan, Deutschland, Großbritannien und die Sowjetunion.

Seit dem 15. Mai 2014 gesellen sich zu den Flugzeugen nun auch spielbare Panzer, die das Angebot für Spieler aufwerten. Entwicklerstudio Gaijin Entertainment wollte von Anfang an das Ziel verfolgen, dass neben Flugschlachten eben jene Landkriege und sogar Seegefechte nachgespielt werden können. Wir konzentrieren uns nun aber erstmal auf den neuen Panzermodus seit Ground Forces und Update 1.4.1

Umfang

Aktuell sind in der Open Beta nur die Panzer aus Deutschland und der Sowjetunion spielbar, die anderen Länder folgen bald. Wie in solchen Spielen üblich, beginnt man mit einer kleinen Auswahl an Vehikeln der Tierstufe I und muss sich durch Schlachten, Achievements und Erfolge weitere Panzer dazuverdienen. Zum Anfang geht das wirklich schnell und motiviert, erste Panzer kann man recht flott freischalten und darf so auf einen größeren Fuhrpark in den Schlachten zurückgreifen. Dabei unterscheiden sich die Panzer nicht nur in den einzelnen Stufen, sondern auch in den Klassen. Von schnellen, wendigen Panzern mit leichterer Munition bis hin zu den kaum beweglichen Riesen der Schlachtfelder – Ground Forces bietet eine Vielzahl unterschiedlicher Panzer, die sich auch immer vom Gameplay unterscheiden und für verschiedene Missionen und Spielstile geeignet sind. Die Spielmodi sind dabei identisch mit denen, die man als Flieger erleben darf: Im Arcade-Modus erlebt man schnelle Schlachten auf einer der zahlreichen Maps und hat die einfachste Steuerung, welche wirklich intuitiv zu lernen ist – mehr als W,A,S,D und die Maustasten braucht man im Prinzip nicht. Wagt man sich aber an den Modus der "Realistischen Schlachten" oder der "Simulator- Schlachten", dann erwarten einen historische Gefechte, die man nachspielt – inklusive deutlich realistischerem Verhalten der Fahrzeuge und mehr Augenmerk auf Taktik, schließlich kann man sich nicht beliebig neue Panzer für die Schlacht nehmen. Zerstört ist zerstört!

Optische Umsetzung & Sound

Die Panzer sind sehr detailreich, wunderschön anzusehen und jedes kleine Teilchen bewegt sich korrekt. Wenn wir unser Gefährt durch das dichte Dschungelgebiet donnern, dann sehen wir ineinandergreifende Zahnräder, die uns antreiben. Das gefällt! Die Landschaften der verschiedenen Karten können sich ebenfalls sehen lassen, schwächeln allerdings manchmal doch sehr bei Licht und Schatten. Einige wirken zu hell, andere sind zu dunkel und durch die realistischere Darstellung der Vegetation auf hohen Grafikeinstellungen haben Spieler mit niedrigen Details tendenziell einen Vorteil. Dem Spielerlebnis zuliebe sollte man die Grafikdetails schon hoch halten, sofern der PC das mitmacht. Makellos hingegen ist der Sound, da rattert und rummst es an den richtigen Stellen.

Spielgefühl

Man kommt schnell rein ins Geschehen und freut sich rasch über erste Kills, die man landet. Allerdings ist auf dem Schlachtfeld nicht alles Gold, was glänzt. Die Maps verhindern teilweise einen reibungslosen Spielverlauf durch ihr Gelände, welches für Panzerschlachten mit all seinen Winkeln und Hügeln oftmals als ungeeignet zu bezeichnen ist. Das Matchmaking trifft nicht immer die richtigen Entscheidungen und würfelt schonmal Anfänger mit erfahrenen Veteranen in eine Schlacht, die dann durch bessere Panzer einige Vorteile haben. Im Arcade-Modus wird man schnell abhängig von der Zielhilfe, welche in Form eines Zielkreuzes auftaucht. Ist das Kreuz rot, dann würde ein Treffer (wahrscheinlich) keinen Schaden anrichten. Bei gelber und grüner Farbe sieht es gut aus – der Treffer schadet dem feindlichen Panzer. Das nimmt ein bisschen die Herausforderung und vereinfacht die Schlacht sehr, geht aber gut von der Hand. Man fühlt sich trotz der Kritikpunkte wohl auf dem Schlachtfeld und kann ein paar spannende Runden erleben. Oder man parkt platzsparend seinen Panzer quer an einer Brücke!

Ausblick auf die Zukunft

Gaijin Entertainment hat noch viel vor mit War Thunder. Der nächste große Schritt wird sein, dass Flieger und Panzer an gemeinsamen Schlachten teilnehmen können. Derzeit gibt es zwar schon Flugzeuge, die durch den Himmel der Panzergebiete fliegen, allerdings werden diese von der KI gesteuert. Wenn man die zwei Schlachtarten erfolgreich verbinden konnte, wird man sich damit beschäftigen, mit den Seegefechten die dritte Fraktion hinzuzufügen. Es bleibt spannend zu sehen, wie man das in das Spiel einbauen wird und, ob das Balancing gelingen wird.

War Thunder oder World of Tanks?

Das kann man so pauschal nicht beantworten, denn obwohl sie das gleiche Genre abdecken, gehen die beiden Spiele andere Wege. Während World of Tanks schnelle, einfache Action und einen besseren Einstieg bietet, kann War Thunder mit einem simulationsreicheren Gameplay auftrumpfen, welches ebenfalls seine Reize hat. War Thunder's Panzerkampf ist noch jung und noch nicht final erschienen, einen Vergleich wird man endgültig erst dann ziehen können, wenn alle Features in das Spiel eingebaut sind. Eins steht allerdings fest: World of Tanks muss sich warm anziehen, Gaijin Entertainment ist Wargaming.net da dicht auf den Fersen – wofür man sich letzendlich entscheidet, ist jedem selbst überlassen.

Fazit

Anfangs dachte ich, dass ich keine weitere Panzersimulation brauche und ging eher unmotiviert in das Spiel. War Thunder strafte mich aber schnell lügen und entwickelte schon nach kurzer Zeit einen Reiz, den ich so nicht erwartet habe. Natürlich ist es ärgerlich, dass sich einige Panzer physikalisch nicht korrekt verhalten, die Maps nicht ideal sind und das Menü mit den Modifikationen und Upgrades für die Panzer einfacher gestaltet werden kann – aber das kann man verschmerzen. War Thunder macht mit Ground Forces vieles richtig und vermittelt bereits in der frühen Phase einen klasse Eindruck mit spaßigem Gameplay, schicker Grafik, gutem Sound und Umfang für viele Stunden. Wenn dann noch der Mix aus Fliegern und Panzern (und später sogar Schiffen) kommt und dieser gut umgesetzt ist, dann hat jeder Fan von Kampfsimulationen mit War Thunder: Ground Forces ein wirklich gelungenes und optional kostenloses Spiel.

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