Eine bis in die letzte Ecke vernetzte Stadt, ein Mann mit Schuldgefühlen und seinem Smartphone als endgültige Waffe gegen alles und jeden: Willkommen in Watch_Dogs, der Dystopie aus der Zukunft, die uns noch nie so nahe war. Die Entwickler von Ubisoft versuchen mit dem Spiel eine Geschichte zu erzählen, die irgendwo zwischen Gesellschaftskritik und Familiendrama liegt. Doch klappt das wirklich?
Aiden Pearce hat sich mit den falschen Leuten angelegt. Das weiß er auch – und spürte es am Mord seiner sechsjährigen Nichte. Seitdem versuchte er sich als Rächer einer modernen Gesellschaft, wobei auch dies zu scheitern drohte. Es ist kein Katz- und Mausspiel, das uns Ubisoft mit Watch_Dogs vermitteln will, sondern eine Inszenierung voller komplexer Zusammenhänge, die es in sich hat.
Gelernt hat Aiden nicht aus seinen Fehlern, vielleicht wollte er es auch gar nicht. Denn mit seinen Aktionen, die wir in Form von Missionen durchführen müssen, gerät er nur noch weiter in noch viel mehr Probleme. Die Story handelt also von keinem Helden aber auch keinem Bösewicht – Aiden Pearce ist in Watch_Dogs der einzige Charakter, den man nicht wirklich zuordnen kann. Wie sich zeigen soll, passt dies perfekt in das Setting.
Mit ein paar Tastendrücken auf dem Smartphone – wir schlüpfen nämlich in die Rolle des Herrn Pearce – hacken wir Bankkonten, lesen Nachrichten mit, schalten Ampeln auf Grün, lassen Brücken hoch- und runterfahren und haben die gesamte Stadt mit Überwachungskameras im Blick. Die Entwickler setzten hierbei besonderen Wert darauf, dass alles authentisch und sehr realistisch gestaltet ist – sogar die Sehenswürdigkeiten von Chicago können wir besuchen.
Chicago ist ein gutes Stichwort: Ubisoft Montreal wählte die Großstadt nämlich nicht wahllos aus. Chicago ist eine der meistüberwachten Städte der Welt, die dortige Polizei kann bereits heute via Social Media voraussehen, wo und wann in den Straßen mögliche Straftaten begangen werden. Dies ist in Watch_Dogs ein zentrales Element der Nebenmissionen, die Abwechslung in das Gameplay bringen.
Wir sind Teil der Hackergruppe „DedSec“, die sich gegen das System verschworen hat. Die überall gegenwärtige Überwachungs- und Vernetzungssoftware „ctOS“ spielt dabei eine wichtige Rolle, wenn es nach dem Kollektiv ginge, wäre sie schon längst Geschichte. Auch das kommt uns doch schon bekannt vor und unterstreicht den Realitätsaspekt des Spiels: Ubisoft ließ sich von der realen „Anonymous“ inspirieren, die in den letzten Jahren auf sich aufmerksam machte.
Macht ist in Watch_Dogs das Werkzeug, mit dem wir arbeiten. Es geht um die Macht des ctOS, um die Macht über die Menschen, über die Kameraaugen der Stadt, über das gesamte System. Ob man es glauben mag oder nicht: Wir werden im Laufe des Spiels diese Macht missbrauchen. Es geht um das Ausnutzen der Möglichkeiten einer neuen Gesellschaft, um Erpressung, Neid und Hass. Klar ist: Ubisoft versucht keinesfalls das clever-ironische GTA nachzuahmen, sondern bleibt ernst.