Eine Welt, in der alles und jeder überwacht wird. Doch was passiert, wenn jemand in das Netzwerk gelangt und Zugriff auf sämtliche Daten erhält? Willkommen in der Welt von Watch Dogs. Facebook war gestern, heute sind Menschen nichts anderes als wandelnde Datensammlungen.
Der gläserne Mensch. Wo wir schon heute sensible und private Daten sorglos der Öffentlichkeit preisgeben und sozialen Netzwerken wie Facebook ohne nachzudenken vertrauen, ist der gläserne Mensch in Ubisofts kommendem Open-World-Actiongame Watch Dogs bereits Realität geworden. Durch eine High-End-Software namens ctOS (Central Operating System) wird die gesamte Infrastruktur der Städte überwacht und kontrolliert. Die gesamte Stromversorgung, U-Bahn-Netze, Überwachungskameras, Ampeln – all dies wird durch ctOS zentral gesteuert. Der Begriff Überwachungsstaat passt in diesem Szenario wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Doch die Überwachung geht noch weiter und kennt keine Grenzen. Geheimnisse oder Privatsphäre sind in Watch Dogs zu einem Fremdwort geworden. Sensible Daten wie das Einkommen, politische Gesinnung oder Krankheiten liegen auf Servern privater Unternehmen – ganz nach dem Motto: Wissen ist Macht. Menschen sind nichts anderes mehr als wandelnde Datensammlungen.
In dieser Welt schlüpfen wir in den Körper von Aiden Pierce. Nachdem seiner Familie ein schreckliches Unglück zugestoßen ist, möchte dieser verhindern, dass sich so etwas jemals wiederholen wird. Als passionierter Hacker und Bewunderer der technischen Überwachungsmöglichkeiten gelingt es Pierce die Kontrolle über das ctOS zu erlangen. Ob er so allerdings seine Familie beschützen kann, sei mal dahingestellt. Mehr gibt es zu der Story von Watch Dogs gut sechs Monate vor Release noch nicht zu sagen. Ubisoft stellt sich in dieser Hinsicht ungewohnt quer und kommt nur sehr zögerlich mit neuen Informationen zu Story und Protagonist rüber.
Nach einer Vielzahl an Trailern und Gameplayausschnitten kann man Watch Dogs als eine Kombination aus Rockstar Games Open-World-Spiel Grand Theft Auto 5 sowie dem Action-Cyberpunk-Rollenspiel Deus Ex bezeichnen. Wobei auch die eine oder andere Parallele zwischen Ubisofts Assassin’s-Creed-Reihe ins Auge fällt. Springt Pierce doch beinahe genau so gekonnt und elegant über Häuserdächer und jagt gnadenlos miese Gauner durch dunkle Hinterhöfe wie Assassin’s-Creed-Protagonist Ezio. Nur um diese kurz drauf perfekt getimed mit einem gewaltigen Sprungangriff niederzustrecken. Doch wo die Spielwelt in dem ersten Assassin’s-Creed-Teil noch recht statisch ausfiel, haben uns die gezeigten Abschnitte von Watch Dogs selbst als erfahrenen Spieleredakteur schlicht umgehauen. Die Spielwelt wirkt, um es kurz zu fassen, verdammt lebensecht und realistisch. Was wir bislang bloß aus der Grand-Theft-Auto-Reihe kannten, möchte uns anscheinend auch Watch Dogs bieten. Alleine das geschäftige Treiben der Passanten, die ahnungslos ihrem Alltag nachgehen, sowie der Verkehr auf den dicht befahrenen Straßen zur Rushhour lassen einen wortlos auf dem Bürgersteig stehen und einfach nur dem Lärm der Großstadt lauschen. Doch auch die Darstellung von Wind und Wasser lassen auf technischer Seite kaum noch Wünsche übrig.
Doch zum Bewundern der Spielwelt haben wir gerade leider keine Zeit, denn wir müssen den Galeristen Joseph Demarco finden und ausschalten. Warum wir dies machen sollen, wissen wir zunächst allerdings nicht, dies soll sich aber im späteren Spielverlauf klären.
Ausgerüstet mit unserem Smartphone begeben wir uns zu der Galerie, in der sich Demarco momentan befinden soll. Leider offenbart sich bei unserer Ankunft ein kleines Problem. Der Eingang wird von einem Bodyguard peinlich genau bewacht, was also tun? Unscheinbar lehnen wir uns an eine Hausecke und stören mit unserem technischen Wunderwerk den Empfang der naheliegenden Handys. Auf der Suche nach einem besseren Signal verlässt nun auch der gute Mann von der Security seinen Platz und ermöglicht uns, ungesehen und ohne jegliche Gewalt die Galerie zu betreten. Wir begeben uns unter die anwesenden Besucher und halten unsere Augen nach der Zielperson offen. Leider findet sich keine Spur von Demarco – muss also Plan B her. Wiederum zücken wir unser Smartphone und scannen die nähere Umgebung: Der arme Teufel an der Bar ist HIV positiv, der Typ hinten in der Ecke ist wegen Diebstahl angeklagt. Wir scannen weiter und.. Bingo! Mary Blass, die Assistentin von Demarco. Vielleicht erfahren wir von ihr, wo sich unsere Zielperson befindet. Also zapfen wir ihr Handy an und lauschen dem Telefonat. Perfekt, der Boss höchstpersönlich ist am Apparat und dieser ist bereits unterwegs zu der Galerie. Es gilt also, keine Zeit zu verlieren. Wir steuern die Hintertüre an, zeigen einem weiteren Sicherheitsmann, dass wir uns auch ohne Technik glänzend wehren können und verlassen das Gebäude wieder. Kurz bevor die Türe ins Schloss fällt, hören wir noch ein jämmerliches Stöhnen – selbst schuld murmeln wir und warten auf die Ankunft von Demarco.
Mittlerweile ist es dunkel geworden und schwere Regentropfen prasseln auf uns nieder. Pierce vermummt sein Gesicht und bezieht Stellung an einer Kreuzung. Durch den Regen und die Reflexionen der Straßenlaternen auf dem nassen Asphalt wirkt das nächtliche Chicago äußerst beeindruckend und beinahe echt. Der Wagen unserer Zielperson nähert sich, wir hacken uns in die Steuerung der Ampeln und schalten kurzerhand alle Lichter auf grün. Ein Moment der Ruhe bis plötzlich das Geräusch von berstendem Glas, Blech auf Blech sowie dem wilden Hupen der Autos in unser Ohr dringen. Die Kreuzung ist innerhalb von wenigen Minuten dicht. Passanten eilen her, um den Verletzten zu helfen. Wir nutzen das panische Durcheinander und erledigen eiskalt und mit tödlicher Präzision per Pistole die letzten Bodyguards von Demarco. In Sachen Gewaltdarstellung ist Watch Dogs keineswegs schüchtern. Optional schalten wir sogar in einen Zeitlupenmodus und schicken Kugel für Kugel hinüber zu unseren Widersachern. Nachdem erste Sirenen ertönen, stehen wir mit erhobener Waffe über dem blutenden Galeristen. Er soll eine Nachricht von uns ausrichten. Kurzdarauf verlässt das letzte Projektil den Lauf.