Vorurteile darüber wie jemand aussieht, der oder die einen bestimmten Job ausführt, gibt es leider für so gut wie jede Berufsgruppe. Ein solch festgefahrenes Denken schadet den Arbeitenden als auch potentiellen Bewerberinnen und Bewerbern, die von vornherein wegen ihrer Herkunft oder Erscheinung durch das Raster für spezielle Branchen fallen.
2019 machte eine Spielentwicklerin während der Game Developers Conference in San Francisco aufgrund ebendieser Vorurteile eine sehr unschöne Erfahrung. Als Reaktion darauf rief sie via Twitter Kolleg*innen dazu auf, unter dem Hashtag #WhatAGameDevLooksLike ein Selfie zu teilen, um der Welt die Vielfalt von Kreativschaffenden vor Augen zu führen, die an unseren Lieblingsspielen arbeiten.
Um an diese wertvolle Aktion zu erinnern, aber auch um sie aufrecht zu erhalten, fragt sie 2022 erneut: What A Game Dev Looks Like?
Ein Hashtag für Sichtbarkeit und Kameradschaft #WhatAGameDevLooksLike
Obwohl die Spieleindustrie immer diverser aufgestellt ist, scheinen immer noch viele anzunehmen, dass dort einzig weiße Cis-Männer tätig seien. So machten einige Frauen, Nicht-Amerikaner und People of Color diskriminierende Erfahrungen während der GDC 2019.
Die Entwicklerin JC Lau ist Teil des Shadowrun-Studios Harebrained Schemes. Drei mal wurde sie von der Security angewiesen, die Schlange für Fachpersonal zu verlassen, obwohl sie als Sprecherin geladen war, weil die Sicherheitsleute aufgrund ihres Äußeres annahmen, sie gehöre nicht dazu.
Ihrem Frust machte sie im Internet Luft und teilte ihre Geschichte via Twitter. Als Akt der Bekräftigung (Reinforcement) rief sie den Hashtag #WhatAGameDevLooksLike aus und postete ein Foto von sich selbst.
Der Aufforderung Gesicht zu zeigen, folgten unzählige Selfies. Viele der weiblichen, queeren und nicht weißen Entwickler*innen arbeiten bereits seit mehreren Jahren in der Computerspielbranche.
Dabei betont Lau, dass selbstverständlich auch all diejenigen, die im QA oder Marketing tätig sind, genauso wie Streamer*innen, Beratende oder Studierende Teil der Gaming-Industrie sind und sich der Selfie-Aktion anschließen können.
Im Interview mit Kotaku äußert sich Lau optimistisch. Sie ist sich sicher, der Hashtag trage zu mehr Sichtbarkeit und Bewusstsein für marginalisierte und unterrepräsentierte Gruppen bei und diene als Zeichen der Kameradschaftlichkeit:
„#WhatAGameDevLooksLike [bietet] eine Gelegenheit, mit Menschen in Kontakt zu treten, sich zu bestärken und sich gegenseitig sowie die Diversität in unserer Branche zu feiern. Ich erhielt Nachrichten von Menschen, die dachten, sie seien alleine mit ihrem Hintergrund und fanden Gleichgesinnte. Es war [und ist!] auch eine Möglichkeit für Personen mit einem marginalisierten Hintergrund, sich darüber auszutauschen und inspirieren zu lassen, wie sie sich in der Spieleindustrie zurechtfinden können.“
Lau selbst hatte dieses Jahr keine unangenehmen Vorkommnisse mit der Security, hörte jedoch einige entmutigende Berichte von Kolleg*innen.
Solange die tatsächliche Diversität nicht das öffentliche Bewusstsein erreicht, sollten wir weiter daran erinnern, dass die Entwicklung von Computerspielen nicht vom Geschlecht, Alter, Herkunft oder der Sexualität abhängig ist und fragen: What A Game Dev Looks Like?