Freunde der klassischen Kriegsführung dürfen sich freuen: Wer Krieg hautnah auf der heimischen Xbox 360 erleben möchte und die Schnauze voll hat von altbackenen Vertretern wie Call of Duty und Battlefield, kann nun einen Ritt mit dem mechanischen Bullen wagen. Seit dem 14. Februar rollen die Panzer von World of Tanks nun auf dem Fernseher und versuchen mit einer leicht abgespeckten Version die Gunst der Spieler für sich zu gewinnen. Ob das gelingt und wie gut die Portierung von PC auf Konsole funktioniert hat, verraten wir euch hier.
Altbewährtes im neuen Baukonzept
Um es schon einmal vorwegzunehmen: Dieser Test richtet sich sowohl an Neueinsteiger als auch erfahrene Veteranen von World of Tanks. Dennoch möchten wir unseren Fokus insbesondere auf die technischen Gegebenheiten, die Portierung auf die Konsole sowie der vorhandenen Modi legen. Wer unsere allgemeine Meinung zum Game nachlesen will, kann dies gerne hier tun (← Hier der letzte Test zum Hauptspiel), denn was uns momentan in der Xbox 360-Version erwartet, ist eine abgespeckte Variante des Originals. Es steckt alles also noch ein wenig in den Kinderschuhen, was aber nichts Schlechtes bedeuten muss, wenn man sich Zeit nimmt. Dennoch sollte man verkraften, dass man sich von den sieben Nationen, die in der originalen Fassung der PC-Version vorhanden sind, momentan nur drei aussuchen kann.
Mit „Standard“, „Encounter“ und „Assault“ erwarten euch derweil zunächst drei verschiedene Modi, in deren Aufmachung ihr prinzipiell eigentlich immer damit beschäftigt seid irgendeine Basis einzunehmen oder den feindlichen Panzern die Fahrt zum Schrottplatz näher zubringen. Wirklich viel Abwechslung wird dem Gelegenheitsspieler dabei nicht auffallen – taktische Gamer hingegen werden in jeder Variante eine gänzliche neue Spielerfahrung erleben, die wir besonders in diesem frühen Status von World of Tanks loben wollen. Schließlich sei bis dato nicht ausgeschlossen, dass man irgendwann noch ganz kreative Modi zu Gesicht bekommt.
Weg von der Theorie und auf ins Gefecht
So jetzt aber mal weg von der theoretischen Schulbank und auf hinters metallische Klemmbrett, denn die Jungs von Wargaming geben sich keine Blöße und werfen euch gleich ins kalte Wasser – natürlich nicht, ohne euch vorher durch den virtuellen Parcours beziehungsweise Tutorial zu scheuchen, der nebenbei erwähnt gänzlich optional angeboten wird. In ungefähr zehn Minuten werden euch dabei die Grundlagen des Spiels aktiv nahegebracht und glaubt uns, wenn wir sagen: Ihr werdet diese Eingewöhnungszeit brauchen. Besonders Spieler, die früher auf dem PC gezockt haben und nun in die Xbox 360-Version reinschnuppern wollen, werden einiges an Zeit benötigen und mit dem metallischen Boliden nicht nur einmal die virtuelle Wand kennenlernen. Allgemein gilt, dass die Steuerung einiges von euren Fingern abverlangt, denn das permanente Switchen zwischen Fahren, Zielen, Feuern, Kamerawechsel und ähnlichen Elementen auf einem einzigen Xbox-Controller macht die ganze Aktion zunächst zu einer ziemlich chaotischen Angelegenheit. Mal ganz davon abgesehen, dass das Fahren bei World of Tanks so oder so nicht ganz einfach ist und schon auf dem PC einige Eingewöhnungszeit beansprucht. Daher solltet ihr eine geduldige Seele mitbringen – Spaß macht es im Endeffekt aber so oder so.
Im selben Atemzug beeindruckt uns hingegen die schier überwältigende Rolle der Taktik, die in „nur“ drei verschiedenen Modi zur Geltung kommt. Wer heroisch gen gegnerische Basis rollt, wird gnadenlos ein jähes Ende als brennendes Wrack im Busch finden – nur zu Schade, dass es keinerlei Möglichkeiten für einen Respawn gibt. Daher ist Vorsicht geboten, die bereits im frühen Stadium der persönlichen Spielerfahrung höchste Konzentration des Gamers abverlangt. Da haben wir uns nicht nur einmal in der Situation erwischt, in der wir gebannt vor dem Fernseher saßen und jede Pixelbewegung genaustens studierten. Vom Gefühl her eine ganz krasse Mischung aus Assassin's Creed und Dark Souls – Schleichen und vorsichtiges Fortbewegen ist dein bester Freund, während jeder Fehler ganz schnell mit dem Tod beziehungsweise dem Ausscheiden aus der Runde bestraft wird. Gut so, denn das Letzte, was man bräuchte, wären aufgebrachte Kiddies, die alle zwei Minuten zum suizidalen Tod ansetzen und die Atmosphäre damit erfolgreich kaputtmachen.
Vom kleinen Einkaufswagen zum mächtigen Panzer – das Ganze sogar ohne Pay-2-Win, aber mit Goldzwang
Ständig mit demselben Panzer unterwegs sein? Ganz sicher nicht, besonders wenn man die vernichtenden Boliden der anderen Spieler zu Gesicht bekommt. Ja auch ein gescheites Upgrade-System hat seinen Weg ins Game gefunden und bietet euch die Möglichkeit euren fahrbaren Untersatz von einem süßen Panzer zu einem mächtigen Koloss heranzuziehen. Dafür sammelt ihr Erfahrungspunkte und „Silber“, welche euch nach Abschluss jeder Runde zugewiesen werden und zum Erwerb neuer Kanonen, Motoren und ähnlicher Elemente ausgegeben werden können. Habt ihr einen Panzer vollkommen ausgerüstet, so könnt ihr einen Panzer höherer Stufe erwerben. Dass die Level 1 Panzer von den Mächtigsten Level 10 Panzern einfach überrollt werden, müssen wir dabei wohl nicht gesondert erörtern. Ganz klar, dass uns mit diesem System eine Reihe bekannter Panzer erwarten, die besonders Kenner-Herzen höherschlagen lassen. Der Panzerkampfwagen VI Tiger sowie der M4 Sherman sind nur zwei Beispiele wirklich bekannter Panzer, die ihre Nation würdig vertreten.
Wer sich nun in Angst davor grimmt, dass er ja alle Einzelkomponenten seines Panzers in mühseliger Kleinarbeit anbringen muss, erhält Entwarnung. Die Entwickler haben die Controller-Steuerung bedacht und bieten die Upgrades als wählbare Pakete aus. Das schont die Nerven und ist auf dem TV-Bildschirm sehr übersichtlich umgesetzt.
Wem das ganze Sammeln zu langsam geht und lieber von Anfang an einen legendären Panzer spazieren fährt, kann auch über den Kauf von Premium-Spielzeit nachdenken, die euch für einen bestimmten Zeitraum mehr Erfahrungspunkte und Silber zur Verfügung stellen. Auch besondere Items und Panzer können für echtes Geld gekauft werden – der Knackpunkt dabei ist jedoch: Abgesehen vom zeitlichen Aspekt, der tatsächlich effektiv ausfällt, habt ihr keinerlei Vorteile gegenüber der normalen Spieler. Klar ihr könnt euch einen Panzer kaufen, der für andere Spieler nicht zugänglich ist und auch Items wie Tarnfarben bleiben euch, anders bei normalen Spielern, dauerhaft erhalten, aber alles bleibt fair und im Gleichgewicht, denn schließlich wird ja niemand gezwungen die zeitliche Abkürzung zu nehmen, oder?
Dem steht hingegen das altbekannte Onlinesystem von Microsoft gegenüber, die von all ihren Online-Spielern eine monatliche Gebühr abverlangen – da bildet auch World of Tanks leider keine Ausnahme. Dennoch erhaltet ihr als Besitzer einer Silberaccounts wenigstens die Möglichkeit für sieben Tage kostenfrei in das Panzerabenteuer reinschnuppern. So könnt ihr Abschätzen, ob die knapp 50 Euro im Jahr (für das komplette Online-Angebot von Microsoft) euch den Spaß wert sind.
Liebe zum Detail blendet grafische Umgebung aus
Seien wir ehrlich: Wer Panzer mag, wird World of Tanks umso mehr lieben, denn eben diese Liebe zum Detail macht den wirklichen Charme des Games aus. Das Layout der Kampfmaschinen, die technische Umsetzung der Fortbewegung sowie ein funktionierendes Schadensmodell, welches euch mal ganz schnell eine abgerissene Radkette bescheren kann, vermitteln tatsächlich den simulierten Eindruck, dass man sich im Zweiten Weltkrieg befindet. Da merkt man auch wirklich die Mühe der Entwickler, eine gute Umsetzung zu präsentieren.
Darunter leidet leider Gottes die Umgebungsgrafik: Wirklich schlecht ist diese zwar nicht, aber für ein Onlinegame im Jahr 2014 müsste man schon ein wenig mehr aus den gegebenen Ressourcen holen – da ist auch die Portierung auf die alte Xbox 360 keine Ausrede. Wenigstens macht die gute Umsetzung von Sound und Musik diesen Umstand etwas wett, denn wer den mächtigen Schuss eines Panzerkampfwagen VI Tiger hört, vergisst ganz schnell, was sich um ihn herum befindet.