Seit dem 6. März befindet sich World of Tanks in der aktuellen Version 0.8.4. Anlass genug, das Rekord-MMO von Wargaming.net nochmals genauer unter die Lupe zu nehmen, wie wir finden. Schließlich hat sich im Vergleich zum Release am 12. April 2011 einiges getan. Neue Karten, neue Panzer, neue Spielmodi, eine verbesserte Physik und vieles mehr haben seitdem Einzug in das WoT-Universum gehalten und viele weitere Inhalte sind bereits geplant. Auch mit World of Warplanes und World of Warships ist das Licht am Ende des Tunnels noch lange nicht in Sicht. Eine Konsolenadaption ist gerüchteweise in Planung und Firmen wie Gas Powered Games und Day 1 Studios wurden durch Wargaming bereits übernommen. Wie die Reise bisher verlaufen ist und wohin es noch gehen kann, wollen wir in den folgenden Absätzen behandeln.
Wie Panzer zu Spielzeug werden
Victor Kislyi hat in einem Interview mit dem Spiegel die gewagte These aufgestellt, seine Panzer seien Tamagotchis für Väter. Ganz Unrecht hat er damit sicher nicht, existieren doch, Stand Ende 2012, über 45.000.000 Accounts und brach man doch jüngst erst den Rekord für die meisten zur gleichen Zeit auf einem Server eingeloggten Spieler am 21. Januar 2013 mit 190.541 Anwesenden. Doch wie wurde aus einem Studentenprojekt das Imperium rund um Wargaming.net und was verbirgt sich hinter World of Tanks? Bevor wir näher auf das Spielprinzip eingehen, machen wir einen kurzen Ausflug in die Geschichte des Unternehmens. Wargaming.net ist zunächst einmal ein weißrussischer Spieleentwickler. Während das Studio lange Zeit rundenbasierte Strategiespiele entwickelte, gelang der große Durchbruch in Europa und in den USA im Jahr 2011 (Russland 2010, Asien 2012) mit der historischen Panzersimulation World of Tanks. Dabei war WoT zunächst nur als Nischentitel konzipiert und der momentane Erfolg dürfte die kühnsten Vorstellungen übertroffen haben, meine natürlich nicht ausgenommen, begleitet mich World of Tanks doch bereits seit der ersten Beta-Phase.
Panzer, egal wohin man schaut
Panzer gegen Panzer, egal wohin du schaust – so könnte die Devise hinter dem Gameplay-Prinzip lauten, denn das Spiel stellt zwei Teams mit je 15 Panzern einander gegenüber. Die Teams werden dabei keinen Fraktionen zugeordnet und auch die Panzerauswahl ist nicht an reale Nationen gebunden. So kämpfen auch gerne Russen neben Deutschen und Amerikaner gegen andere Amerikaner, Briten oder Chinesen. Die Aufgabe in einer Schlacht ist dabei verschieden. Entweder müsst ihr die gegnerische oder eine neutrale Flagge einnehmen oder einfach sämtliche Panzer im gegnerischen Team zerstören. Ein Gemetzel dieser Art dauert maximal 15 Minuten, bietet kurzweilige Action und kann entsprechend nahezu jederzeit gespielt werden. Sollten am Ende noch Panzer überlebt haben und auch die Flaggen nicht eingenommen sein, endet die Partie unentschieden. Die Schlachten sind zu Beginn natürlich noch nicht besonders anspruchsvoll, eure Panzer sind langsam, haben keine großen Kanonen, denn, wie man so schön sagt, aller Anfang ist schwer. Sind die ersten Gefechte allerdings überstanden, fesselt World of Tanks doch schneller, als man eine 107mm nachladen kann, denn gerade in den höheren Tiers machen die Kämpfe unglaublich Spaß, besonders mit ein paar Freunden im Platoon. Bekennende Panzerschützen unter euch kennen betimmt "Campinovka" – als Spitznamen für die Karte Malinovka – wo wohl die meisten Partien unentschieden ausgehen, weil sich die Karte zum Campen extrem gut anbietet.
Neue Spielmodi brachten den Spaß zurück
Seit Patch 7.4 sind allerdings zwei weitere Spielmodi hinzugefügt worden. Zum einen der Spielmodus Angriff, bei dem nur ein Team eine Basis besitzt, die es gegen die andere Truppe zehn Minuten lang verteidigen muss. Zum anderen der Modus Begegnungsgefecht, bei dem beide Teams eine neutrale Basis erobern müssen. Natürlich lassen sich aber auch in den neuen Spielmodi die Partien durch die Zerstörung aller feindlichen Panzer gewinnen. So ist die nötige Abwechslung auf die Schlachtfelder von World of Tanks zurückgekehrt und die Motivation, auch bei alten Hasen wie mir, wieder da. Nach jeder Schlacht bekommen die Spieler Erfahrungspunkte für ihren Panzer und Silber gutgeschrieben. Dabei ist die Höhe der Belohnung abhängig von der Leistung des Spielers während des Gefechtes und von der Leistung des Teams, denn nur Gewinner sahnen richtig ab. Hier ist anzumerken, dass das Spiel vor allem den verursachten Schaden am Gegner hoch gewichtet. Abschüsse, bei denen ein schon stark angeschlagenes Gegnerfahrzeug endgültig ausgeschaltet wird, bringen daher viel weniger Boni als das massive Beschädigen eines gegnerischen Panzers. Sehr fair, wie ich finde, denn so haben die klassischen "Killstealer" in World of Tanks keine Vorteile und die hohe Belohnung kassiert immer der Richtige.
Nationenvielfalt
Aktuell stehen euch anfangs sechs verschiedene Startpanzer der im Spiel vertretenen Nationen Großbritannien, Frankreich, Deutschland, China, UdSSR und USA zur Verfügung, für jeden Geschmack ist also etwas dabei. Durch erspielte Credits (Silber) und ausgehend von eurem Startpanzer könnt ihr neue Ausrüstung für euren Stahlboliden und weitere Kolosse erwerben. Außerdem erhält euer Panzer (und dessen Mannschaft) nach jeder Schlacht Erfahrungspunkte zur Erforschung von Modulen und zur Verbesserung der Grundfunktionen (Nachladetempo, Geschwindigkeit des Zielens, Sichtweite, Beschleunigung etc.). Die Panzerbesatzung besitzt dabei insgesamt vier Fertigkeitsstufen. Während die Besatzung in der ersten Stufe an Erfahrung gewinnt, beeinflusst dies jeweils die Standardfunktionen des Panzers. Nach Erreichen von 100 % in der ersten Stufe kann man zwischen vier allgemeinen (verbesserte Tarnwerte, schnelle Reparatur, schnelleres Feuerlöschen und "Waffenbrüder") und weiteren aufgabenspezifischen Fähigkeiten wählen. Sollte ein Panzer nicht für jede Rolle ein Besatzungsmitglied haben, also zum Beispiel keinen Funker, kann ein anderes Besatzungsmitglied dessen spezielle Fähigkeiten erlernen. Diese Zusatzfähigkeiten können ebenfalls auf 100 % gesteigert werden, was das Erlernen einer dritten und vierten Stufe ermöglicht. Eine vollständig ausgebildete Besatzung verfügt demnach über 100 % an Erfahrung bezüglich der Standardfunktionen und 100 % an Erfahrung in allen Zusatzfähigkeiten. Um die höchste Stufe zu erreichen, dürft ihr allerdings mit einem langen Grind rechnen, denn gerade die letzten Stufen dauern extrem lange, da spielt man gerne mal ein paar Tage für die letzten Prozente. Dazu besitzt jeder Panzer fest verbaute Gegenstände – wie Tarnnetze oder die bessere Umsetzung bei der Turmdrehung – und Verbrauchsgegenstände wie Medikits und Feuerlöscher, die euch in der Schlacht helfen.
Okay, das sind jetzt eine Menge Zahlen und Werte, für den Kampf aber unerlässlich. Nicht wenige Games scheitern anhand wiederholender Inhalte und fehlender taktischer Tiefe. Positiv zu erwähnen ist auch, dass World of Tanks regelmäßig mit neuen Modellen aller Nationen bestückt wird, die allesamt Nachbauten originaler Kriegsmaschinerie sind. Wer also generell keine Probleme damit hat, immer im Stahlboliden unterwegs zu sein, wird hier jede Menge Spaß haben.
Auch Panzer haben Klasse(n)
In World of Tanks wird zwischen fünf verschiedenen Panzerklassen unterschieden: leichte, mittlere und schwere Panzer finden zwischen Panzerjägern und Selbstfahrlafetten (Artillerie) Platz. Dabei besitzt jede Klasse eine spezifische Aufgabe auf dem Schlachtfeld. So sind leichte Panzer hervorragend zur Aufklärung und Zerstörung der feindlichen Artillerie prädestiniert, da sie im späteren Spielverlauf schnell und wendig sind. Mit einem Tier 1 leichten Panzer funktioniert das natürlich noch nicht. Mittlere Panzer können schwere umfahren und durch geschicktes Manövrieren auch große Brocken knacken. Alternativ können auch die feindlichen Linien durchbrochen werden, um den Gegner zu flankieren oder zu erspähen. Die schweren Panzer funktionieren am besten an der Front, denn sie halten deutlich mehr aus als die anderen Klassen und bieten den leichteren Teammitgliedern entsprechenden Schutz. Die Jagdpanzer oder Panzerjäger feuern meist aus einer größeren Entfernung und getarnt auf ihre Ziele und die Selbstfahrlafetten bearbeiten den Feind aus größter Entfernung ganz im klassischen Stile der Artillerie. Vergesst nur die Reparatur vor einem neuen Gefecht nicht und nehmt bloß genügend Munition mit.
Dank der verschiedenen Klassen werden auch die unterschiedlichen Aufgabenbereiche eines Online-Shooters abgedeckt. Schweres Gerät für den Einsatz an vorderster Front, leichte Panzer, mit präzisen Geschossen, greifen listig aus der Ferne an. Somit erhält nicht nur jedes Party-Mitglied eine Aufgabe, sondern wirkt auch in seinem Feld am Erfolg der Runde mit. Dies ist auch wichtig, da eine unkoordinierte Vorgehensweise keine Früchte tragen wird. Auch wenn sich schnell einige "Standards" einschleichen, bleiben die Partien so kontinuierlich spannend und jeder Fehler kann über Sieg oder Niederlage entscheiden – super, so soll es sein.
Ohne Moos nix los
Kommen wir zurück auf das Thema Erfolg des Spiels und der Firma Wargaming.net. Ihr habt schon erraten, worum es geht? Genau, wir wollen uns das Bezahlmodell und die Möglichkeiten, echtes Geld auszugeben, noch etwas genauer anschauen. Neben den normalen Credits gibt es in World of Tanks die Möglichkeit, Gold für €uros oder durch das Besetzen von Territorien auf der serverweiten Karte der Clan-Kriege zu erwerben. Mit dieser Währung könnt ihr dann zum einen euren Account in einen Premium-Account umwandeln, wodurch ihr nicht nur eine optisch schickere Garage erhaltet, sondern auch, und das ist wohl der interessantere Punkt, in jedem nachfolgenden Gefecht für die Dauer eures Premium-Accounts 50% mehr Erfahrung und mehr Silber/Credits verdient. Das macht sich besonders bei den höheren Tiers bemerkbar, wo es sonst nahezu unmöglich ist, ohne Premium mit Gewinn aus einer Schlacht zu kommen. Zum anderen könnt ihr mit Gold euren Panzer mit einem schicken permanenten Tarnmuster versehen und besondere Gegenstände einbauen. Wem das nicht reicht, der greift zusätzlich noch auf die Gold-Munition zurück, denn die bringt den extra „WUMMS“ direkt ins Rohr. Auch könnt ihr übrige Erfahrung von Panzern im Elite-Status (alles erforscht) gegen Gold in freie Erfahrung tauschen, wodurch zum Beispiel schnell in die Panzer einer anderen Nation geschnuppert werden kann. Und wenn das Geld besonders locker sitzt, könnt ihr euch noch Panzermodelle gegen Gold holen, wobei die teuersten hier umgerechnet bei über 45 € liegen. Für einen virtuellen Panzer also nicht ganz billig. Aber man kann ja auch mit den „Clan Wars“ Gold verdienen, zumindest theoretisch…
Gerade in den hohen Bereichen des Spiels stellt sich damit eine Art Pay-2-Win-Faktor ein. Natürlich kann man auch gratis seinen Spaß am Spiel haben, aber dieser hat leider ein Ablaufdatum und ist gegen Ende des Spiels nur mit sehr vielen Entbehrungen aufrecht zuerhalten, es sei denn, ihr seid bereit echtes Geld zu investieren. Okay, wenn man ein Spiel so intensiv genießt, dann kann man es natürlich auch verkraften hier und da den einen oder anderen Euro auszugeben, gerade der Premium-Account ist ein gutes Allround-Paket. Dennoch heißt das auch, dass Free-2-Play hier eben doch nicht zwingend bis zum Schluss funktioniert.
„Clan Wars“
Als E-Sport-Titel bietet World of Tanks selbstverständlich Spielern die Möglichkeit, sich in Clans zusammenzuschließen. Diese Clans können dann auf der großen „Clan Wars“-Karte gegen andere Clans kämpfen und so Teile dieser Spielkarte einnehmen. Der Clankommandant legt dabei vorher im Browser fest, wie strategisch vorgegangen wird und nur die Gefechte selbst finden im Spiel statt. Die aktuell bespielbare Karte umfasst derzeit Europa, Teile des westlichen Russlands, den Kaukasus, weite Gebiete des Nahen Ostens, Nord- und Westafrika. Clans untereinander müssen allerdings nicht pausenlos kämpfen, sondern können sich auch mit anderen Clans zu Allianzen zusammenschließen. Durch die Eroberung von Provinzen auf der Spielkarte erhält ein Clan ein regelmäßiges Einkommen in Form von Gold. Die Höhe des Einkommens ist von der jeweiligen Provinz abhängig und reicht von zweistelligen Beträgen bis hin zu mehreren Tausend Gold, allerdings ist hier die Relation zur investierten Zeit zu betrachten. Außerdem spielen die meisten erfolgreichen Clans mit Goldmunition, die nochmals Geld kostet. Wer sich also Hoffnung auf kostenfreie Premium-Zeit macht, der sollte den Plan lieber erstmal streichen.