Nach über 10 Jahren Laufzeit hat Blizzard eine neue Bezahlmöglichkeit für World of Warcraft angekündigt: die WoW-Marke. Ähnlich wie in anderen Onlinespielen kann diese gegen Echtgeld erworben und im Spiel dann gegen Gold gehandelt werden. Der Käufer erhält so 30 Tage Spielzeit. Mit dem neuen Feature sollen vor allem unerlaubte Goldhändler unterdrückt werden, da die neue „Spielzeit gegen Gold“ eine bequemere und sichere Variante darstellt. Aber wer profitiert am meisten von der Marke und wie viel muss man spielen, um sie sich überhaupt leisten zu können?
Spielzeit gegen Gold: Die WoW-Marke
Dass Blizzard kein Interesse daran hat, sein Hit-MMORPG World of Warcraft auf ein kostenloses Modell umzustellen, bekräftigt der Entwickler schon seit Jahren immer wieder in Interviews. Dennoch scheint man sehr wohl interessiert zu sein, neue Wege für die Bezahlung der monatlichen Gebühr zu gehen. Mit der WoW-Marke ist nun ein erster Schritt in diese Richtung getan. Spielzeit gegen Gold, okay, damit erfindet man das Rad sicherlich nicht neu. Bereits EVE Online oder das SciFi-MMO WildStar bieten so ein Feature an, um vor allem Spielern eine Chance zu geben, denen die Abo-Gebühr zu teuer ist.
Im Prinzip ist die Idee ganz einfach: Spieler 1 hat ein paar Euro über und möchte mehr Gold, während Spieler 2 sehr viel Gold hat, aber die 12,99 Euro für einen Monat Spielzeit nicht aufbringen kann. Die WoW-Marke führt beide zusammen, denn diese kann Spieler 1 für Euro erwerben und Spieler 2 gegen Gold verkaufen. Beide haben was sie wollen und jeder ist glücklich. So zumindest funktioniert das Konzept auf dem Papier.
Preis in Dollar und Gold
Als Erster wird die USA mit der Marke versorgt, die diese im Zuge von Patch 6.1.2 erhalten. Blizzard hat auch schon den Preis verraten: 20 US-Dollar wird die WoW-Marke kosten. In anderen Ländern wird sie später eingeführt und passt sich je nach Währung an. 20 Dollar für einen Monat Spielzeit, der normalerweise 14,99 Dollar kostet (US-Preis) – ist das fair? Jain. Natürlich wirkt es im ersten Augenblick viel, weil es eben knapp ein Drittel mehr ist als die reguläre Abo-Gebühr. Diese soll aber weiterhin der einfachste und bequemste Weg sein, seine Spielzeit zu finanzieren.
Das Ziel von Blizzard ist es eben nicht, dass jeder nun einfach sein Spielen mit Gold finanziert, sondern eher, eine lukrative Alternative dazu anzubieten. Doch wer gewinnt bei der ganzen Sache? Der Spieler, der sich ab sofort seine Gametime mit Gold besorgen kann? Eher nicht. Wirft man einen Blick auf die Standardpreise der üblichen Goldseller, dann erhält man für 20 Dollar ungefähr 23.000 Gold. Der Preis für eine Marke muss also höher sein, damit man nicht einfach das Gold günstig beim Chinafarmer erwirbt und so den Wert des Features nachhaltig zerstört. Bis zu 30.000 Gold sind daher grob geschätzt realistisch. Das ist eine ganz schöne Menge und für den Otto-Normal-Spieler wohl nicht so einfach innerhalb eines Monats zu schaffen.
Wer profitiert davon am meisten?
Gut, dann profitiert der Verkäufer, da er eben viel Gold für sein Geld bekommt? Im ersten Augenblick ja, da der Kauf bei einem Goldseller immer auch eine Gefahr ist. Blizzard geht hart gegen Farmer-Accounts vor und schließt diese. Auch Käufer können unter Umständen ihren Account verlieren. Das kommt zwar nicht so häufig vor, aber die Angst im Nacken gibt dem Format WoW-Marke seinen Mehrwert. Allerdings hat man eben immer nur die Möglichkeit, den Festbetrag von 20 Dollar zu tauschen. Bei einem Goldhändler hingegen gibt es Pakete für wesentlich weniger Geld.
Natürlich, wie sollte es auch anders sein, ist Blizzard letztlich die Fraktion, die am meisten Gewinn aus dieser Methode schöpft. Warum? Weil hier nun diverse Faktoren zusammenkommen. Zunächst ist die Spielzeit über die WoW-Marke wesentlich teurer als die reguläre Gebühr. Drei Marken ergeben denselben Wert wie vier Abo-Kunden. Mit weniger Spielern erwirtschaftet man also mehr Geld. Um sich die Spielzeit gegen Gold überhaupt leisten zu können, muss man entweder einiges auf der Bank haben oder man beginnt zu farmen und damit wieder mehr zu spielen, was sich am Ende dann auch auf die Zahl der aktiven Accounts auswirkt, da sicherlich viele Fans zumindest den Versuch starten werden, sich so das Monatsabo zu sparen. Und zum Schluss gelingt natürlich der Schlag gegen die Chinafarmer, da diese gezwungen sind mit den Preisen herunterzugehen, damit sie ihre Kunden halten können. Auf kurz oder lang könnte das Geschäft mit dem schmutzigen Gold dann an Wert verlieren.
Ist die Marke ein Fluch oder ein Segen?
Ist die WoW-Marke jetzt ein Werk des Teufels? Ganz und gar nicht. Sicherlich profitiert Blizzard am meisten, aber das kann dem Spieler ja egal sein. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Spielzeit gegen Gold, Gold gegen Euro. Dabei haben sich die Entwickler auch einiges einfallen lassen, wie der Handel Ingame wirklich fair abläuft, ohne dass ab sofort der Handelskanal oder die Ökonomie darunter leiden.
Verkauft werden kann die Marke nämlich nur über das Auktionshaus in einem speziellen serverübergreifenden Reiter. Der Goldpreis wird dabei je nach Region automatisch festgelegt, auch Gebote soll es keine geben. Damit stellt Blizzard sicher, dass kein Preisdumping entsteht und jeder Spieler denselben Preis zahlt, bzw. Gegenwert erhält. Natürlich bleibt es ein Traum, mit ein paar Goldstücken seine Spielzeit zu bezahlen. Nur Vielspieler und Grinder werden wohl in der Lage sein, regelmäßig diese Massen an Ingame-Währung aufbringen zu können.
Zocken ohne monatliche Gebühr bleibt ein Traum für Vielspieler
Wer täglich nur für die Garnison oder ein bisschen PvP einloggt, der wird im Schnitt so viel Gold verdienen, dass er selbst gerade mal über die Runden kommt. Zwangsläufig muss man also beginnen, wieder mehr Zeit mit anderen Beschäftigungen zu verbringen. Dazu gehören dann natürlich Berufe, aber auch alte Raids, tägliche Quests und eben alles, mit dem man sich Gold verdienen kann. Das allgemeine Angebot in den Auktionshäusern könnte wieder steigen, aber auch die Preise dabei wieder zulegen.
Die WoW-Marke wird sich nachhaltig auf das Spielen auswirken, in einer Art und Weise, die im Vorfeld natürlich noch nicht klar einzuordnen ist. Umso gespannter erwarten wir also die Ankunft des Features. In den USA sollte es schon sehr bald soweit sein, dann wissen wir mehr.