Über eine Sache können sich die Spieler von World of Warcraft, dem weltweit erfolgreichsten Online-Rollenspiel, sicher nicht beschweren: Langweilige Beständigkeit. Entwickler Blizzard ist seit der ersten Stunde im unendlichen Dauerprozess, die Inhalte von WoW auf den Zahn der Zeit abzustimmen – mit Höhen und Tiefen. Setzt man mal eine Weile aus und friert seinen Account für ein paar Monate ein, sieht man sich danach teilweise mit völlig neuen Gegebenheiten und Features konfrontiert. Was letztes Jahr noch galt, muss nicht zwingend auch noch heute zum Tragen kommen. Mit Patch 5.3: Eskalation rütteln die Entwickler wieder ganz schön am Frischluftbäumchen und haben einige interessante Neuerungen parat. Wir statten dem MMORPG einen Kontrollbesuch ab und zeigen euch, was sich mit dem kommenden Content-Update alles ändern wird.
Na endlich: Verzieh dich Garrosh!
Es war schon ein sehr harter Bruch in der Geschichte von Warcraft, als Hordenanführer Thrall am Ende der WoW-Erweiterung Wrath of the Lich King sein Zepter an Garrosh Höllschrei abgab. Für viele Spieler blieb der eher diktatorische Führer ein ewiger Unsympath, der sich auch virtuell viele Feinde in den eigenen Reihen machte. Damit ist nun endlich Schluss und Blizzard lässt die Spieler zur Tat schreiten: In Patch 5.3 Eskalation müssen Allianz und Horde den Kampf gegen den ehemaligen Chef von Orgrimmar aufnehmen und diesem Wahnsinnigen das Handwerk legen. Dafür bewegt sich der Schauplatz der Action sogar weg vom bärigen Kontinent Pandaria, zurück in alte Gefilde. Die Auseinandersetzungen werden im Brachland stattfinden, was zur Freude vieler PvP-Fans etliche Zusammentreffen der beiden verfeindeten Fraktionen mit sich bringen wird. Laut Game Director Tom Chilton will man hier natürlich ein Bisschen am Feuer zündeln und das Open-World-PvP wieder in den Vordergrund rücken, wie es zuletzt im Grundspiel der Fall war – erinnert ihr euch noch an Tarrens Mühle?
Als kleines Extraleben gibt es innerhalb dieser Missionen unter anderem das alte Dungeon Set 2 (T0,5) als Belohnung, was gerade für Freunde der Transmorgifikation interessant sein dürfte.
PvP: ein ewiges Hin und Her
Irgendwie bekommt man manchmal das Gefühl, dass sich die Herren und Damen bei Blizzard nie so richtig einig werden, wie sie ihr PvP-System gestalten wollen. Liegt der Fokus nun auf den Core-Spielern oder doch eher in der „Ich habe gerade keinen Raid, spiele ich halt 'ne Runde PvP“-Fraktion? Zugegeben, als reiner PvP-Spieler hatte man es früher nie leicht. Während man selbst am Tag mehrere Stunden im Schlachtfeld hängen musste, um genügend Ehrenpunkte für den nächsten Rang zu erkämpfen, konnten mittelerfolgreiche PvE-Spieler einem immer die lange Nase zeigen. Die Beute in den Dungeons war nicht nur hochwertiger, sondern auch noch wesentlich leichter zu bekommen. Da war es doch schon eine Genugtuung, als die Abhärtung eingeführt wurde, die einer ordentlichen PvP-Ausrüstung den Bonus verlieh, dass man eben wesentlich weniger Schaden einstecken musste und somit einen kleinen Vorteil gegenüber anderen hatte. Das war auch gut so, denn damit haben sich Spieler-gegen-Spieler-Kämpfe wenigstens wieder gelohnt. Nun scheint man aber wieder zurück zu alten, unschönen Tugenden zu wollen und schafft die Abhärtung einfach ab. Zwar nicht komplett, aber die offizielle Begründung, man wolle wieder mehr PvE-Spieler den Zugang zum PvP ermöglichen, lässt bereits ahnen, wohin der Zeiger wandert. Schade eigentlich, aber immerhin hat man so zwischen den Raids wieder eine nette Nebenbeschäftigung: verzweifelte PvPler klatschen!
Ansonsten gibt es, sieht man vom bevorstehenden Brachland-PvP ab, kaum große Neuerungen. Ein neues Schlachtfeld, die Tiefenwindschlucht, in der beide Fraktionen sich im Goldabbau messen müssen, sowie die neue Arena Tigergipfel finden ihren Weg ins Spiel. Der Fokus liegt aber ganz klar auf dem Open-World-PvP und dem Redesign der Ausrüstung.
Dynamik vor, noch ein Tor
Wenn es etwas gibt, das man heutzutage immer im Zusammenhang mit Online-Rollenspielen hört, dann ist es Dynamik. Vor allem, wenn es sich dabei auch noch ums Questen dreht. Reichte es vor ein paar Jahren noch aus, überhaupt Missionen anzubieten und Spieler nicht in den endlosen Kampf gegen irgendwelche Wölfe oder Orks zu schicken, muss es heute schon etwas ausgetrickster zur Sache gehen. Auch an World of Warcraft zieht die globale Dynamisierung nicht vorbei und, man höre und staune, sie macht in diesem Fall sogar sehr viel Sinn. Eingefleischte Spieler wissen, dass erbarmungsloses Questen mit Erreichen der Maximalstufe nicht endet, sondern sich in Form von täglichen Quests weiter durchs ganze Spiel zieht. Will man sich gerne zusätzlich mit Items oder anderen Luxusgütern wie zum Beispiel Mounts versorgen, kommt man nicht drum herum, einen ehrfürchtigen Rang bei diversen Fraktionen zu erreichen. Konnte man dies früher noch einfach durch das Abschlachten von Gegnern in Instanzen erledigen, muss man heute schon auf tägliche Quests zurückgreifen. Am Anfang noch ganz okay, nachdem man aber wochenlang immer den gleichen Pool an Aufgaben absolviert, wird dieser Zustand einfach sterbenslangweilig und demotiviert ungemein. Hier möchte man nun etwas Dynamik ins Spiel bringen und die Spieler nicht mehr nur stumpf eine Aufgabe nach der anderen abarbeiten lassen. Ein flüssigerer Ablauf soll also her und das könnte sich durchaus positiv auswirken, vor allem, wenn man unschöne Themen wie Langzeitmotivation in den Raum wirft.
Weniger Random, mehr Stammgruppen
Der Random-Dungeon-Finder war und ist Segen und Unheil zugleich. Während er die Gruppenfindung wesentlich erleichterte, beklagen sich viele Spieler über einen Nachlass der Stammgruppenbildung. Ist ja auch klar, warum soll man sich groß Gedanken darüber machen, selbst auf Mitspielersuche zu gehen, wenn das auch wer anders für einen übernehmen kann? Auch hier sinnt Blizzard derzeit um und geht zurück zum Ursprung. Mit Patch 5.3 wird der Schwierigkeitsgrad Heroisch auch für Szenarios eingeführt, der Spielern ein intensiveres Erlebnis und vor allem bessere Beute bieten soll – zu der unter anderem auch Rüstungsteile in Raid-Qualität gehören. Zur verfügung stehen dann mit dem Update Schlacht auf hoher See und Geheimnisse des Flammenschlunds für beide Fraktionen sowie Blutroter Schnee für Allianz und Das dunkle Herz Pandarias für die Horde.
Allerdings wirft World of Warcraft seine Spieler in diesem Fall nicht in bunt zusammengewürfelte Gruppen, sondern schickt sie selbst auf die Suche nach geeigneten Mithelden. Angestrebt ist natürlich, dass man in diesem Fall dazu genötigt wird, mit seinen Freunden oder Bekannten vorlieb zu nehmen, oder, und da werden nun einige Spieler sicher mit den Zähnen knirschen, sich im dafür vorgesehenen Chatkanal zu bemühen. An sich eine tolle Sache, auch wenn der Klageruf praktisch vorprogrammiert ist, dass einige Leute nicht in den Genuss dieser Abenteuer kommen, da die nötigen Mitspieler fehlen oder ständig AFK gehen.
Wer nun aber denkt, dass sich Blizzard vom Casual-Content wegbewegt und wieder auf alte Stärken setzen will, irrt. Natürlich will man auch weiterhin den Mittelklasse-Faktor fördern, der heutzutage einfach das Maß aller Dinge ist – so ehrlich muss man schon sein. So ist ebenfalls geplant, das neue Beutesystem dahin gehend anzupassen, dass Spieler nun auch für ihre Zweitspezialisierungen würfeln können. Bisher war es ja lediglich so, dass Tanks eben nur bei Tank-Gegenständen bevorzugt werden. Dass ein Tank aber auch eine Schaden-Skillung hat und dafür noch dringend Items benötigt, wurde dabei nur peripher beachtet. Ab Patch 5.3 kann man vor dem Betreten der Instanz oder des Raids auswählen, was man lieber haben möchte.
Zuschauermodus für Haustierkämpfe
Auch wenn man sich vor der Veröffentlichung der Erweiterung Mists of Pandaria gerne darüber lustig gemacht hat, dass auch World of Warcraft nun ein Pokémon-Feature anbietet, muss man zugeben, dass dieses zu den heißesten Neuerungen der letzten Jahre gehört. Und das ist nicht mal sarkastisch gemeint. Um das ganze Konzept noch ein Bisschen aufzupeppen und um vielleicht auch den Competition-Faktor ein wenig zu erhöhen, wird es ab Patch 5.3 möglich sein, bei Kämpfen von anderen Spielern zuzuschauen und den Haustier-Gladiatoren so die Möglichkeit geben, ihre Fights vor Publikum auszutragen. Hat auf jeden Fall was, wenn man sich dafür begeistern kann.
Fazit: Hört sich gut an
Ja, doch, da lohnt sich die Rückkehr nach Azeroth auf alle Fälle und sei es nur, um die üblichen zwei Wochen eines aktuellen Patches zu spielen, der Gilde einen Pflichtbesuch abzustatten und sich danach wieder anderen Dingen zu widmen. Warum auch nicht. Die Zeiten, in denen man jahrelang nur ein einziges Online-Rollenspiel zu Gesicht bekam, sind einfach vorbei. Heute orientiert man sich eher daran, wo gerade die Post abgeht und man ein Bisschen mitmischen kann, bevor der graue Alltag wieder einkehrt. Mit Patch 5.3: Eskalation hat Blizzard auf jeden Fall einige interessante Sachen mit seinem Hit-MMORPG vor und bringt neue frische Inhalte ins Spiel. Vor allem der Weg zurück in die alten Gefilde des Brachlands könnte für viele Veteranen auch ein Blick zurück in die schöne Vergangenheit werden, von der heute nur noch geschwärmt wird. Das neue Update wird voraussichtlich ab dem 22. Mai 2013 auf den Servern von World of Warcraft allen Spielern kostenlos zur Verfügung stehen.