Am 25. September 2012 war es wieder so weit. Einmal mehr schickte die Spieleschmiede Blizzard eine neue Erweiterung für ihren MMORPG-Giganten World of Warcraft ins Rennen. Die Spieler erwarten eine abenteuerliche Reise auf die neue Maximalstufe 90, knuffige Pandaren als neue spielbare Rasse und viele weitere Neuerungen, die den Spielalltag auffrischen und das Online-Rollenspiel erneut mit Glanz erfüllen sollen. Obwohl sich die Erweiterung bisher gut verkaufte, kommt man natürlich nicht um die Frage herum, wie World of Warcraft nun im Vergleich zu neueren Titeln wie Guild Wars 2 oder The Secret World abschneidet, die sich vor allem durch ihre Innovationen stark abheben. Schafft es der alte Champion erneut auf den Thron? Wir haben uns die vierte Erweiterung geschnappt und die Pandaren auf ihrem Kontinent besucht. Auf den folgenden Seiten erfahrt ihr nun, wie unser Eindruck von Mists of Pandaria ist.
Die Welt bebte.. mal wieder.
Es hat schon was Gigantisches, wenn die Mannen von Blizzard ein neues Spiel auf den Markt schicken. Vor allem, wenn es sich dabei auch noch um die heiß erwartete vierte Erweiterung ihres erfolgreichen MMORPGs World of Warcraft mit dem epischen Titel Mists of Pandaria (zu Deutsch: Die Nebel von Pandaria) handelt. Obwohl die Mitternachtsverkäufe dieses Jahr etwas mau ausfielen, da viele sich das Spiel bereits digital vorbestellten beziehungsweise manche Läden schon am Vorabend die Spielebox verkauften, waren die Server um Punkt null Uhr dermaßen überfüllt, dass die ersten Schritte in der neuen Welt nur mit großen Latenzproblemen erfolgten. Plötzlich gab es wieder Warteschlangen und das gar nicht mal so knapp. Gerade ältere Server zählten hier mal eben 3000 Plätze und gigantische Wartezeiten von bis zu fünf Stunden. Zum Glück aber reagierte Blizzard fix und bot kostenlose Charaktertransfers zu kleineren Servern an. Auch wenn die ersten Verkaufszahlen etwas ernüchternd ausfielen – Mists of Pandaria verkaufte sich etwas schlechter als Cataclysm – konnte man doch alles in allem sagen, dass World of Warcraft mal wieder gezeigt hat, welche Größe das Spiel in der Welt der MMORPGs darstellt.
Neustart oder zurück an der Spitze?
Mists of Pandaria kommt mit exakt zwei wirklichen Zugkräften daher. Dazu zählen der neue Kontinent, den Spieler der Stufe 85 erkunden können, um bis zur neuen Maximalstufe 90 zu questen, sowie die neue Rasse der Pandaren, die anfangs neutral startet und mit der man sich im volkseigenen Startgebiet, der Wandernden Insel, auf Stufe 10 vorarbeiten kann. Wagt man den Neustart oder lieber gleich wieder ganz vorne mit dabei sein? Egal, für was ihr euch entscheidet, ihr werdet es nicht bereuen. Einziger Nachteil beim Neuanfang ist, dass der Zauber der neuen Welt nach zehn Leveln und einer interessanten Geschichte verschwindet und man sich die nächsten 75 Stufen durch altbekannte Gebiete kämpfen darf. Wer die alte Welt schon lange nicht mehr besucht hat, kann dies als Chance nehmen und World of Warcraft wieder neu entdecken. Gewohnte Twinker werden in den bekannten Zonen aber rasch die Lust verlieren und Gefahr laufen, dieses Unterfangen vorzeitig zu beenden. Wer vor allem Interesse an neuen Inhalten hat, sollte daher lieber mit dem Weg auf Stufe 90 anfangen. Der neue Kontinent Pandaria hingegen bietet viel neue Geschichte und die üblichen Mitbringsel wie Quests, Dungeons und diesmal auch wieder eine neue Hauptstadt.
Worum geht es hier eigentlich?
Wie kein anderes MMORPG beinhaltet die Wacraft-Serie eine riesige Hintergrundgeschichte, die natürlich auch im Online-Rollenspiel aufgearbeitet wird. Bisher bezog man sich damit allerdings hauptsächlich auf Ereignisse aus Warcraft 2 und 3 sowie der Erweiterung Frozen Throne. Mit Mists of Pandaria schlägt man ein neues Kapitel auf und beginnt dieses mit einem neuen Volk, das bisher noch keiner so richtig kannte: die Pandaren. Die pelzigen Panda leben auf ihrem eigenen Kontinent Pandaria, der über Jahrtausende in den Nebeln verschollen war. Durch das Wirken und Ableben von Todesschwinge, am Ende von Cataclysm, hat sich aber das Gefüge dieser Welt verändert. So ähnlich beschreibt Blizzard selbst das Auftauchen ihrer neuen Rasse, die vor allem wegen ihrer Niedlichkeit im Vorfeld harte Kritik bekam. Gerade alteingesessene Fans können die Pandaren im Krieg zwischen Menschen und Orcs nicht richtig einordnen. Fakt ist aber, dass der Brewmaster (zu Deutsch: Braumeister) schon als Champion in Warcraft 3 verfügbar war. Chen Sturmbräu selbst hatte einen kleinen Gastauftritt in einer der Kampagnen. So weit daher geholt sind die Pandaren also nicht.
Aber wie kommen die Panda nun ins Spiel? Während einer gewaltigen Seeschlacht zwischen Horde und Allianz, ausgelöst durch Höllschreis Angriff auf Theramore, stranden die Schiffe der beiden Fraktionen an der Küste eines bisher unbekannten Landes: Pandaria. Schnell erkennen die Anführer beider Parteien den Wert des neuen Eilands vor allem auch für die vom Kataklysmus zerfetzte alte Welt. Hier kommt nun endlich der Spieler mit ins Spiel und muss nun für seine Fraktion Pandaria erkunden. Schnell trifft man dabei auf dessen Ureinwohner und nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten lernen wir deren Kultur immer besser kennen und werden später auch ein Teil von ihr. Aber in der auf den ersten Blick friedlich wirkenden Welt von Pandaria gibt es Schwierigkeiten. Nicht nur der andauernde Kampf zwischen Horde und Allianz, der selbst vor einem neu entdeckten Kontinent nicht haltmacht, sondern auch noch uralte, böse Mächte, die sich neuerlich wieder erheben, sorgen für ordentlich Aufregung und letztendlich natürlich auch für die neue Storyline.
Gestatten, der Mönch!
Wenn man schon viel Wert auf asiatisches Setting legt, dann darf natürlich auch eine echte Kung-Fu-Klasse nicht fehlen. Genau nach diesem Motto kommt der Mönch ins Spiel. Dieser kann von fast allen verfügbaren Rassen gewählt werden und bietet sich selbst wahlweise als Tank, Heiler oder Damage-Dealer an. Dabei legt er sehr viel Wert auf den Kampf mit Händen und Füßen. Sieht im Spiel zwar etwas ulkig aus, dafür bringt er auch quasi keine wirklichen Neuerungen. Er kann nichts, was Paladine und Druiden nicht vorher auch schon abgedeckt haben und sieht dabei sehr oft auch noch lächerlich aus. Mit dem Roundhouse-Kick gegen fiese Monster? Das sieht wirklich nur in Hong-Kong-Filmen gut aus.
Erwartet uns hier etwa eine PvP-Erweiterung?
Auch wenn sich anfangs alles um den alten Krieg zwischen Allianz und Horde dreht, ebbt diese Stimmung spätestens am Ende der ersten Zone völlig ab. Wer hier glaubt, eine PvP-Erweiterung serviert zu bekommen, wird etwas enttäuscht sein. Nachdem der Streit der Fraktionen in einer epischen Schlacht endet, die leider in die Hose geht, und ein riesiger Dämon herauf beschworen wird, widmen wir uns erst mal anderen Tugenden und lernen lieber Land und Leute kennen. Dabei gestaltet sich das Quest-Design von Blizzard ziemlich durchwachsen. Obwohl man weiterhin auf Gebietsphasing setzt und es allerhand sehr individueller Quests mit spaßigen Inhalten gibt, wird der Mammutanteil weiterhin durch die typischen Sammel- und Killaufträge gestemmt. Gut, dass ist jetzt für den einen weniger schlimm als für den anderen, veraltet und ideenlos ist es aber trotzdem. Auch das Startgebiet der Pandaren leidet ein bisschen unter dieser Tristes. Wobei sich dessen grandioses Ende, die Rettung der riesigen Schildkröte Shen-zin Su, durchaus sehen lassen kann. Wer also kein Problem mit stereotypen Quests hat, kann sich auf hunderte neue Abenteuer freuen. Für alle anderen wird das Leveln eher trocken und ermüdend. Dafür erleben wir einige wunderbare Dinge, wie eine Ausbildung in einem Kloster, mühsame Gartenarbeit bei den Ackerbauern oder das Erforschen von altem Wissen.
Nochmal neue Talente bitte!
Natürlich ist auch das Talente-System um diese Erweiterung nicht herum gekommen. Nachdem dieses nun in den letzten Jahren hoch und runter verändert wurde, hat sich Blizzard nun dazu entschieden, ein völlig neues Konzept mit ins Spiel zu bringen. Anstatt eure Punkte in drei Bäume zu investieren, entscheidet ihr euch nun ab Level 10 für einen festen Weg. Mit dieser Wahl bekommt ihr auch gleich die vier wichtigsten Fähigkeiten mitgeliefert. Danach habt ihr lediglich die Möglichkeit, alle 15 Level einen Punkt in jeweils einen von drei wählbaren Perks zu investieren. Das vereinfacht die Talentvergabe natürlich auf ein Minimum, lässt aber kaum Individualitäten zu. Vor allem Spieler, die bisher penibel ihre Talente auf ihre Spielweise und ihre Ausrüstung angepasst haben, veröden nun praktisch in der grauen Einheit. Wem die Talente sonst viel zu kompliziert waren, wird sich über diese Vereinfachung freuen. Wir finden es schade, da somit ein wichtiger Teil der persönlichen Charaktergestaltung flöten geht.
Schluss mit Casual?
Manchmal vermittelt der erste Eindruck ein falsches Bild und so mussten wir bei Mists of Pandaria leider feststellen, dass der Endgame-Content wieder einiges an Aufwand zugelegt hat. Dazu zählt vor allem die Ausrüstungsbeschaffung, um den ersten Fuß in die neuen Raidinhalte zu setzen. Auch wenn die normalen und heroischen Dungeons eher schwach und deutlich zu leicht ausfallen, ist der Zugang zu den höheren Inhalten weniger einfach zu erreichen als erwartet. Immerhin ist eine durchschnittliche Itemstufe von satten 460 Punkten von Nöten, damit man sich im Schlachtzugsbrowser für die einfachste Raidstufe anmelden kann. Am besten geht dies über die Fraktionen. Bei denen kann man nämlich via Marken seine Ausrüstung kaufen. Vorausgesetzt, man hat die nötige Rufstufe (in den meisten Fällen Ehrfürchtig) bereits erreicht. Auch hier hat Blizzard die Schraube wieder ein Stückchen fester angezogen. Bequemes Ruffarmen durch Wappenröcke gibt es nicht mehr. Ihr dürft nun wieder ganz klassisch zu den täglichen Quests greifen, deren Tageslimit zum Glück aufgehoben wurde. „Mal eben in den Schlachtzug hüpfen“ ist also nicht mehr. Der Zutritt muss nun hart erarbeitet werden. Obwohl sich dies auf den ersten Blick noch sehr einfach anhört, stellt es sich in der Realität als äußerst zeitaufwendig heraus. Gerade Spieler, die den Anspruch und das Erarbeiten von Inhalten vermisst haben, werden sich darüber freuen. Direkte Markenhändler in den Hauptstädten gibt es keine mehr. Von denen bekommt man nämlich nur noch Verzauberungen.
Auch sehr interessant gestaltet sich der neue Herausforderungsmodus. Hier geht es darum, die zuvor recht einfachen Dungeons in einer bestimmten Zeit zu absolvieren. Ziel ist es, eine von drei Medaillen zu erreichen, wobei Gold das beste Ergebnis darstellt. Allerdings muss dieses Ziel erst mal erreicht werden. Selbst mit blauer Level-90-Ausrüstung hat man arge Probleme, vor allem die Trashmobs schnell zu bewältigen. Wenn einem die Zeit im Nacken sitzt, muss einfach jeder Griff sitzen und schnell merkt man, wo seine Fehler liegen. Die Belohnungen können sich dafür sehen lassen, auch wenn es sich dabei leider nicht um das fehlende Item handelt, um endlich in den Schlachtzugsfinder zu kommen. Je nach Medaille gibt es neben Gold auch noch Haustiere, Mounts, Style-Gegenstände und Titel. Lohnenswert also für alle, die ihren Charakter auch mit anderen Dingen als dem Itemscore erweitern wollen. Um zu verhindern, dass man später diesen Modus mit exzellenter Raidausrüstung abfarmen kann, werden alle Teile auf die Maximal-Itemstufe 463 herunter geregelt. Vorausgesetzt natürlich, sie überschreiten diesen Wert.
Als letzte Neuerung im PvE-Bereich warten die Szenarien auf uns. In diesen kurzen Abenteuern spielt ihr kleinere Geschichten durch und müsst eigentlich nur Schaden machen. Tanks und Heiler werden dabei nicht benötigt. Das erste Szenario gab es bereits vor dem Start von Mists of Pandaria, mit dem Angriff auf Theramore. Besonders schwer sind diese kleinen Ausläufer nicht und genauso minimal fallen auch die Belohnungen aus. Einziger Vorteil ist, dass selbst Schadensklassen Soforteinladungen bekommen, weil jeweils nur drei Spieler ohne festgeschriebenes Setup benötigt werden. Durch den niedrigen Schwierigkeitsgrad und den fehlenden Ansporn schafft es diese Idee nur zur netten Beigabe für zwischendurch. Allerdings werden alle Freunde der Warcraft-Geschichte hier ihren Spaß haben, da man quasi mitten drin statt nur dabei ist.
Was ist denn nun mit dem PvP?
Nach all den neuen PvE-Inhalten fragen sich Freunde fetziger Spieler-gegen-Spieler Schlachten nun, was es in diesem Bereich an Neuerungen gibt. Die Antwort ernüchtert allerdings: nichts. Der groß angekündigte DOTA-Modus fand seinen Weg leider nicht mit ins Add-on und wurde von der Feature-Liste wieder gestrichen. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben. Ganz vom Tisch ist diese Idee nämlich nicht. Dafür gibt es aber wieder allerhand neuer PvP-Karten, die von eifrigen Helden gespielt werden können. Diese bieten zwar kaum Innovationen, sind dafür aber sehr gut an das neue Setting von Mists of Pandaria angepasst. Mit der Silberbruchmine gibt es sogar eine kleine Erfrischung. Hier müsst ihr nämlich unter anderem einen Minenwagen unversehrt an sein Ziel schieben, damit ihr mehr Ressourcen bekommt. Dabei müsst ihr euch natürlich gegen die andere Fraktion wehren, deren Bestreben es ist, euch die Suppe zu versalzen. Auch wenn dieses Konzept ein wenig frischen Wind in die PvP-Welt von Warcraft bringt, ist es leider nicht die PvP-Innovation, die sich viele Spieler gewünscht hätten. Wem das PvP von World of Warcraft allerdings bisher gefallen hat, wird sich daran nicht stören. Viel zu verkloppen gibt es auf den neuen Karten auf alle Fälle.
Ein neues Feature, was man wenigstens zum Teil mit zum PvP zählen kann, hat es aber doch mit ins Spiel geschafft: Die Haustierkämpfe. Im bester Pokemon-Manier lassen wir hier unsere gesammelten Haustiere gegeneinander antreten. Dabei gibt es verschiedene Arten, Resistenzen und andere Gegebenheiten auf die man achten muss. Gekämpft wird entweder gegen andere Spieler, spezielle NPCs oder wilde Pets. Letztere kann man in einem erfolgreichen Kampf sogar fangen. Wir jeden Sieg erhält euer Pet Erfahrungspunkte und steigt im Level auf. Damit verbunden ist auch der Erwerb von neuen Fähigkeiten. Dem Sieger winken bisher zwar nur Ruhm und Ehre, aber immerhin sind die Haustierkämpfe ein netter Zeitvertreib und machen Spaß. Man fühlt sich so ein bisschen in seine Kindheit zurück versetzt und muss teilweise sogar taktisch agieren, damit man als Sieger aus dem Kampf heraus geht. Ein gelungenes Feature, dessen Wert hoffentlich noch gesteiget wird.
Acht Jahre später
Obwohl die Engine von World of Warcraft seit der Veröffentlichung im Jahre 2004 nicht ausgetauscht wurde, hat sich der technische Anspruch doch geändert. So solltet ihr mittlerweile mindestens zwei Gigabyte Arbeitsspeicher, einen Zweikern-Prozessor und eine DirectX 9-Grafikkarte besitzen, um das Spiel auf mittleren Details und hoher Auflösung spielen zu können. Verbesserte Texturen, Licht- und Schatteneffekte sowie das bessere Shading lassen die sonst altbackene Optik von World of Warcraft zeitlos wirken. So wirklich mithalten kann Mists of Pandaria mit aktuellen Titeln wie Guild Wars 2 und The Secret World jedoch leider nicht. Neben der veralteten Grafik fehlt dem Spieler leider immer noch eine durchgängige Vertonung. Immerhin die wichtigsten Storyparts sind gesprochen vorhanden.
Trotz der starken Präsenz von Guild Wars 2, konnte sich World of Warcraft einmal mehr behaupten. Auch der oft erwähnte Spielerverlust rehabilitierte sich zügig und so verkündete man im Hause Blizzard schnell, dass man neuerlich wieder über zehn Millionen zu verzeichnen habe. Das Interesse der Fans ist also weiterhin da und auch der muffige Cataclysm-Endcontent konnte diese Suppe nicht versalzen.