Urplötzliche Abwechslung
Ohnehin wird „Yoshi’s Crafted World“ im späteren Spielverlauf deutlich abwechslungsreicher und verfügt beispielsweise über Nebenquests, bei denen ihr ein spezielles Item finden sollt, das in den Hintergrund des Levels eingebaut wurde. Oder ihr schaltet die Schnuffelchen frei, mit denen bereits durchgespielte Level um 180 Grad gedreht werden und in denen ihr euch dann auf die Suche nach den kleinen Hunden machen müsst, um sie in Sicherheit zu bringen. Oder ihr befindet euch plötzlich in einem Speziallevel, in dem ihr einen riesigen Yoshi-Roboter steuert, der jedes Hindernis platter macht als ein Dampfwalzer. Oder, oder, oder: „Yoshi’s Crafted World“ macht in seinen ersten Leveln einen wahrlich schrecklichen Ersteindruck, der dem späteren Spielverlauf überhaupt nicht gerecht wird. Auch wenn selbst viele der schön inszenierten Bossfights nur aus dem typischen „3 Treffer und vorbei“-Prinzip bestehen und Urplötzliche Abwechslungs darstellen, werden die einzelnen Gebiete immer kreativer, immer besser, immer abwechslungsreicher und vor allem auch immer komplexer.
Solltet ihr anhand der ersten Level einen Hauch von Langeweile verspüren, seid ihr damit definitiv nicht alleine. Gerade die Linearität der Umgebung lässt den Eindruck von Monotonie erscheinen, der irgendwann einfach verfliegt. Anstatt nur von A nach B zu laufen, öffnen sich wie aus dem Nichts mehrere Pfade mit jeweils eigenen kleinen Geheimnissen. Es geht hoch und runter, vor und zurück, links und rechts, um Kurven und Tunnel.
Kreativität in allen Maßen
Das großartige Leveldesign wird dabei ersichtlich, denn wenn man „Yoshi’s Crafted World“ eines nicht vorwerfen kann, dann Einfallslosigkeit. Jedes einzelne Level ist einzigartig und ähnelt keinem zweiten. Mal befinden wir uns in einem Aquarium, dann auf einer Verfolgungsjagd durch ein Riesenskelett, später glitschen wir uns über Eisfelder oder versuchen, durch ein Minengewölbe zu entkommen. Es sind allerdings nicht nur Umgebungen, die derart individuell gestaltet sind, auch Gegnertypen oder passive Charaktere im Hintergrund passen sich an und lassen alles wie im Puppenhaus-Sortiment eines Toys’r’Us erscheinen. Das Maß an Kreativität scheint wahrlich keine Grenzen zu kennen.
Daran ist sicherlich auch der Grundbaustein beteiligt: Bastelutensilien, egal ob speziell dafür gedacht oder irgendwie aus Alltagsgegenständen zusammengezimmert. Gerade wenn sich die Level um 180 Grad drehen, erkennt man, woraus einige der Objekte im Hintergrund tatsächlich gemacht sind. Der Hügel im Hintergrund? Eigentlich nur eine an der Vorderseite gefärbte Chipsdose. Die Möwe in der Luft? Ausgeschnitten aus einer Zeitungsannonce, angemalt und mit Fäden an der Decke aufgehangen. Der Bossgegner? Ein verwandelter Ball, den man in der Requisitenkammer eines Schwimmbades gefunden hat. An keiner Stelle zweifelt man die Authentizität dieser Bastelwelt an, sondern fühlt sich wie aufgesogen. Die Spielwelt bekommt so zum Teil mehr Charakter verliehen als Yoshi selbst. Deutlich enttäuschender ist deshalb die musikalische Untermalung, die vielleicht nett erscheinen mag, aufgrund der hohen Töne und stetig wiederholenden Motive aber einfach nur nervig wird. Lobend hervorzumerken ist immerhin, dass sie sich dem Design des Levels anpasst und somit nicht deplatziert wird.
Auch Yoshi braucht seine Lootboxen
Gebastelt werden im Übrigen auch die Outfits, die ihr – und es ist nicht einmal ein Scherz – in Lootboxen finden könnt, die sich Wunderballautomaten nennen. Im Tausch gegen Münzen bekommt ihr ein zufälliges Kostüm spendiert, das damit den unterschiedlichen Yoshi-Designs aus „Woolly World“ ähnelt. Bei den Outfits kann es sich um Joghurtpackungen, Kuchen oder Tassen handeln, die euch allerdings nicht nur ein anderes Aussehen verpassen, sondern obendrein als Rüstung dienen. Ein paar Treffer könnt ihr einstecken, bevor das Outfit kaputtgeht und ihr das nächste anziehen müsst. Die Wunderballautomaten sind in der gesamten Welt vorhanden und verfügen über jeweils eigene Motive, die sich ebenfalls ihrer jeweiligen Region anpassen.